10.07.2023 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Autismusverein Chemnitz stellt sich im Insolvenzverfahren neu auf

Autismus Chemnitz e.V. muss zum Insolvenzgericht

Regionalverband zur Förderung von Menschen mit Autismus stellt sich im Insolvenzverfahren neu auf - die Betreuung von Betroffenen, Eltern und Angehörigen läuft ohne Einschränkungen weiter


autismus Chemnitz e.V., der Trägerverein des Autismuszentrums Chemnitz und der Außenstelle Annaberg-Buchholz, stellt sich im Insolvenzverfahren neu auf. Dr. Dirk Herzig vom Chemnitzer Standort der bundesweit vertretenen Kanzlei Schultze & Braun begleitet das Verfahren und die Neuaufstellung als vorläufiger Insolvenzverwalter. Er und sein Team haben bereits mit dem Vorstand und den rund 70 Mitarbeitenden die aktuelle Situation und die weiteren geplanten Maßnahmen besprochen. Erste Schritte zur Liquiditätssicherung für die Fortsetzung der Tätigkeit des Vereins wurden bereits umgesetzt. „Wir prüfen nun die wirtschaftliche Situation des Vereins und die Sanierungsoptionen. Wichtig ist: Die Betreuung von Betroffenen, Eltern und Angehörigen läuft ohne Einschränkungen weiter“, sagt Herzig. 


Der Verein, der gleichzeitig ein Regionalverband zur Förderung von Menschen mit Autismus im Bundesverband autismus Deutschland e.V. ist, geht auf einen 1990 gegründeten Eltern-Selbsthilfeverein zurück. 2004 wurde das Autismuszentrum in Chemnitz und 2014 die Außenstelle in Annaberg-Buchholz eröffnet. Die rund 70 hochqualifizierten Mitarbeitenden unterstützen rund 800 Betroffene, Eltern und Angehörige mit einem breiten Angebot an Beratung und Maßnahmen in den Bereichen Schule und Ausbildung, Arbeit, Wohnen, Therapie und Freizeit. 


Löhne und Gehälter der rund 70 Mitarbeitenden gesichert

Die Mitarbeitenden sind über die aktuelle Situation und die nächsten Schritte informiert, und ihre Löhne und Gehälter sind bis Ende Juli über das sogenannte Insolvenzgeld gesichert. „Diese finanzielle Verschnaufpause wollen wir für die Neuaufstellung des Vereins und der beiden Zentren nutzen. Es freut mich ganz besonders, dass die Mitarbeiter weiter mit vollem Einsatz bei ihrer täglichen Arbeit dabei sind. In enger Abstimmung mit dem Vereinsvorstand werden wir alle Sanierungsoptionen eingehend prüfen. Unser Ziel ist auf jeden Fall die nachhaltige Fortführung des Vereins und der Zentren, und ich sehe gute Chancen, dass uns das in den nächsten Monaten gelingen kann. Maßgeblich wird der Erfolg aber auch von den laufenden Gesprächen mit den öffentlichen Kostenträgern abhängen.“  


Am Unterstützungs- und Betreuungsangebot soll sich nichts ändern

Ab August soll der autismus Chemnitz e.V. so aufgestellt sein, dass die Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden wieder aus dem laufenden Geschäftsbetrieb erwirtschaftet werden. Am Unterstützungs- und Betreuungsangebot soll sich nichts ändern. „Die Leistungen der Mitarbeitenden und die Hilfe, die der Verein für Betroffene, Eltern und Angehörige darstellt, können gar nicht hoch genug bewertet werden“, sagt Herzig. Stefan Bergmann, der Geschäftsführer des Vereins ergänzt: „Die Nachfrage nach Unterstützungsleistungen nimmt weiter zu. Dies zeigt die enorme Bedeutung, die dem Verein mit seinen Mitarbeitenden zukommt. Für die Eltern der Betroffenen ist die Arbeit des Vereins eine maßgebliche Unterstützung. Uns ist es daher auch wichtig, gerade in der jetzigen Situation in einem engen Austausch mit den Eltern zu stehen, da diese natürlich berechtigte Sorgen haben – gerade, da es in der Region keine echte Alternative gibt!“ Herzig und Bergmann hoffen, die Jugend- und Sozialämter sowie die Pflegekassen und andere beteiligte Leistungsträger von der Notwendigkeit kostendeckender Vergütungen überzeugen zu können, um den Verein auf wirtschaftlich solide Füße wieder stellen zu können. Mit einzelnen Jugend- und Sozialämtern, sowie den Pflegekassen und anderen Beteiligten konnten die Verantwortlichen des Vereins bereits höhere Vergütungen für künftige Leistungen vereinbaren.


Nachwirkungen der Corona-Pandemie, Fachkräftemangel und Preissteigerungen

Die Neuaufstellung des Vereins ist unter anderem durch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, den Fachkräftemangel im sozialen und im Pflege-Bereich sowie die Preissteigerungen bei Energie und Materialien notwendig geworden. „Während der Pandemie waren wir in unserer Tätigkeit aus medizinischen Gründen stark eingeschränkt, wodurch die Einnahmen über mehrere Jahre hinweg hinter der Planung zurückblieben und der Verein seine finanziellen Reserven aufgebraucht hat“, sagt Vereins-Geschäftsführer Bergmann. Gleichzeitig sorgten die pandemiebedingten Anforderungen an die Mitarbeitenden und der Fachkräftemangel im sozialen und im Pflege-Bereich dafür, dass es zu einer Personalfluktuation in den Zentren kam. Nachdem mit dem Ende der Pandemie der Verein seine umfassende Tätigkeit wieder aufnehmen konnte, führten ansteigende Kosten für unter anderem Energie und Materialien bei gleichbleibenden Einnahmen zu einer Liquiditätslücke, die der Verein nicht mehr aus eigener Kraft schließen konnte. Hinzu kommt, dass die Abrechnungen häufig nur über Stundenvergütungen erfolgen, mit denen eben keine Vorhaltekosten aufgefangen werden können. Dies führt zum Beispiel bei Schulstundenausfällen zu Einnahmeverlusten. 

 



Über autismus Chemnitz e.V.:
autismus Chemnitz e.V. ist der Trägerverein des Autismuszentrums Chemnitz und der Außenstelle Annaberg-Buchholz. Der Verein, der gleichzeitig ein Regionalverband zur Förderung von Menschen mit Autismus im Bundesverband autismus Deutschland e.V. ist geht auf einen 1990 gegründeten Eltern-Selbsthilfeverein zurück. 2004 wurde das Autismuszentrum in Chemnitz und 2014 die Außenstelle in Annaberg-Buchholz eröffnet. Die rund 70 hochqualifizierten Mitarbeitenden unterstützen rund 800 Betroffene, Eltern und Angehörige mit einem breiten Angebot an Beratung und Maßnahmen in den Bereichen Schule und Ausbildung, Arbeit, Wohnen, Therapie und Freizeit. 


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