06.10.2015 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Insolvenzverwaltung drängt auf Herausgabe von Vermögenswerten

Richter weist Millionen-Forderung im Flowtex-Prozess ab

Insolvenzverwaltung drängt auf Herausgabe von Vermögenswerten führender Beteiligter am Flowtex-Skandal in der Schweiz


Am gestrigen Montag hat im schweizerischen Frauenfeld im Kanton Thurgau ein Strafprozess gegen mehrere Angeklagte unter anderem wegen des Vorwurfs der Veruntreuung, des Betrugs und der Geldwäsche begonnen. Unter den Beschuldigten sind mehrere zentrale Figuren der Insolvenzverfahren über das Vermögen der Flowtex-Unternehmensgruppe bzw. über das Vermögen des ehemaligen Geschäftsführenden Gesellschafters, Herrn S. Die Insolvenzverwaltung von Schultze & Braun mit Hauptsitz in Achern begleitet dieses Strafverfahren in der Schweiz von Beginn an intensiv und hat Anträge auf die Herausgabe mehrerer Vermögensgegenstände bzw. Schadenersatz zu Gunsten der Insolvenzmasse gestellt.

 

In dem Strafprozess geht es für die Insolvenzverwaltung vorrangig um vier Bilder des Malers Marc Chagall sowie Schmuck mit einem Gesamtwert von rund 1,8 Millionen Schweizer Franken.

 

In einem parallel laufenden Zivilprozess in der Schweiz verlangt die Insolvenzverwaltung zusätzlich Schadenersatz von Frau H., der Ex-Ehefrau von S. Diese hatte weitere Schmuck- und Kunstgegenstände sowie eine Liegenschaft in St. Moritz verkauft und den Erlös in Höhe von umgerechnet insgesamt rund 23 Millionen Euro für sich selbst vereinnahmt, obwohl sie bereits 2001 einen Vergleich mit der Insolvenzverwaltung geschlossen hatte. Dieser Vergleich sieht vor, dass Frau H. gegen einen finanziellen Ausgleich ihr gesamtes Vermögen der Insolvenzmasse zur Verfügung stellt.

 

„Die Gegenstände, um die es sich für uns sowohl im Straf- als auch in dem Zivilprozess dreht, sind uns seit Jahren bekannt“, sagt Insolvenzverwalter Ferdinand Kießner. „Wir möchten nun endlich Zugriff auf diese Werte erhalten, um sie an die geschädigten Gläubiger weiterreichen zu können.“

 

Hintergrund: Der Flowtex-Skandal

Die Flowtex-Gruppe hatte mit größtenteils nicht vorhandenen Horizontalbohrsystemen ein betrügerisches Schneeballsystem betrieben und damit bei Banken und Leasinggesellschaften einen Gesamtschaden von etwa 2,6 Milliarden Euro verursacht. Der Betrug flog im Februar 2000 auf und ist bis heute einer der größten Fälle von Wirtschaftskriminalität in Deutschland. Die Insolvenzverfahren über die einzelnen Gesellschaften der Flowtex-Gruppe sowie über das Privatvermögen von S. dauern weiter an. Allerdings könnten die Verfahren über das Vermögen der Gruppengesellschaften bis spätestens zum ersten Quartal 2016 abgeschlossen werden.

 


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