25.09.2017 - Kategorie "Insolvenzverfahren"

Schneider Mineralöl nutzt Factoring zur Liquiditätsbeschaffung in der Insolvenz

Absicherung der überlebensnotwendigen Liquidität im Insolvenzverfahren

„Es ist gelungen, einen Investor für die insolvente Schneider Mineralöl Gruppe zu finden“, berichtete Insolvenzverwalter Olaf Seidel im Mai 2017.


Der internationale Mineralölkonzern Varo Energy übernimmt den Geschäftsbetrieb des Unternehmens, Standorte und Arbeitsplätze bleiben erhalten. Der Meißner Händler von Brenn- und Kraftstoff en, der auch eigene Tankstellen betreibt, musste Ende Februar 2017 Insolvenz anmelden. Geschäftsführer Wolfgang Schneider gründete die Schneider Mineralöl Gruppe 1998. Der regionale Fokus lag dabei auf Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Baden Württemberg. Das Unternehmen gehörte mit einem Jahresumsatz von 200 Millionen Euro und 26.000 betreuten Kunden zu den größten Betrieben in Sachsen. Mit einem umfangreichen Fuhrpark belieferte das Unternehmen seine Kunden größtenteils selbst.

Wie es zur wirtschaftlichen Schieflage kommen konnte, erläutert Olaf Seidel: „Dem Händler machte seit Langem die starke Wettbewerbssituation zu schaff en. Ein geplanter Verkaufsprozess scheiterte und aufgrund kurzfristig zutage getretener Unstimmigkeiten wurden der Schneider Mineralöl GmbH sämtliche Konten und Warenkreditversicherungslimite gesperrt, was die Lage zusätzlich verschärfte.“ Geschäftsführer Wolfgang Schneider sah die einzige Chance zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes schließlich in der Beantragung des Insolvenzverfahrens. Olaf Seidel von der Kanzlei Wolff Rapp Rechtsanwälte Dresden wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Betriebsfortführung gefährdet

„Bereits am ersten Tag im Unternehmen musste ich feststellen, dass nahezu keine freie Liquidität vorhanden war“, beschreibt Olaf Seidel die damalige finanzielle Lage. „Die vorhandenen, weitgehend unter Eigentumsvorbehalt stehenden Warenvorräte genügten lediglich für zwei bis drei Tage. Ein großer Anteil der Lieferanten war nur gegen Vorauskasse oder eine deutliche Verkürzung der Zahlungsziele zu einer Fortsetzung der Zusammenarbeit bereit.“ Die Fortführung des operativen Geschäfts war demnach nur möglich, wenn eine schnelle Finanzierungslösung gefunden werden konnte. „Ich habe sofort die Gespräche mit den bisherigen Finanzierungspartnern über eine Zusammenarbeit im Insolvenzverfahren aufgenommen“, berichtet Seidel weiter. „Parallel startete ich mit der Suche nach alternativen Möglichkeiten zur Absicherung der überlebensnotwendigen Liquidität. Aufgrund meiner positiven Erfahrungen mit Factoring im Insolvenzverfahren wandte ich mich mit meiner Bitte um Unterstützung an Thomas Rohe, Vorstand der factoring.plus.AG.“ Herr Rohe sagte das für die Fortführung des Unternehmens monatlich benötigte hohe Regulierungsvolumen zu. Nahezu zeitgleich begann die Klärung sämtlicher technischer, rechtlicher und formeller Voraussetzungen zwischen den Ansprechpartnern im Unternehmen, der factoring.plus.AG und den Mitarbeitern von Olaf Seidel.


Eine Woche nach Anordnung der vorläufigen Insolvenzverwaltung entschieden sich die Gremien der vormaligen Finanzierungspartner, für eine Finanzierung der weiteren Geschäftstätigkeit nicht zur Verfügung zu stehen. Aufgrund der parallelen Vorbereitung konnten noch am gleichen Tag die Verträge mit der factoring.plus.AG unterzeichnet werden. Ab diesem Zeitpunkt war das Unternehmen wieder uneingeschränkt lieferfähig. Bereits im Eröffnungsverfahren wurde die Finanzierung als Full Service-Factoring angewandt. Alle neu entstandenen gewerblichen Forderungen finanzierte das Leipziger Factoring Team vor: Nach Rechnungslegung erhielt diefactoring.plus.AG eine Kopie und überwies sofort den Betrag abzüglich des Sicherheitseinbehaltes auf das vereinbarte Konto. Gleichzeitig waren die Forderungen gegen einen möglichen Ausfall versichert und die Mitarbeiter der Factoring-Gesellschaft übernahmen das Debitorenmanagement. 


Die Sicherung der Liquidität in Sanierungsprozessen ist immer wieder eine Herausforderung. Nicht selten scheitern Sanierungsprozesse auch an fehlenden finanziellen Mitteln, zum Beispiel aufgrund langer Abstimmungswege mit Stakeholdern und Finanzierungspartnern. Die Flexibilität eines inhabergeführten Unternehmens ist für Olaf Seidel deshalb besonders wichtig: „Bei der factoring.plus.AG handelt es sich im wahrsten Sinne des Wortes um ein inhabergeführtes Unternehmen, denn alle wesentlichen Fragen besprach ich direkt mit dem Vorstand. Entsprechend kurz und verbindlich sind die Entscheidungswege.“


Investorensuche erfolgreich

Schnelligkeit bewies Olaf Seidel mit seinem Team nicht nur bei der Sicherung der Finanzierung im Verfahren, sondern auch bei der Investorensuche. Bereits einen Monat nach Eröffnung des endgültigen Insolvenzverfahrens wurde im Ergebnis eines M&A Prozesses das Unternehmen unter Erhaltung sämtlicher Arbeitsplätze auf den neuen Investor übertragen. Seit Juni 2017 hat die einstige Schneider Mineralöl GmbH nun auch einen neuen Namen – sie firmiert unter VARO Schneider GmbH. Rund vier Monate unterstützte die factoring.plus.AG den Sanierungsweg des Meißner Mittelständlers. In dieser Zeit konnten 28 Millionen Euro im Factoring abgebildet werden. Olaf Seidel schätzt den Finanzdienstleister: „Ich kenne die factoring.plus.AG bereits aus der Zusammenarbeit im Rahmen anderer Insolvenzverfahren. Im Jahr 2005 sicherten wir erstmals gemeinsam die Fortführung eines Anlagenbauers ab, der vor der Insolvenz überhaupt nicht über Factoring finanziert wurde. Das war damals eine Novität für Sachsen.“

 

 

 


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